Berufsbildung in unsicheren Zeiten: Das 4K-Modell

Die VUKA-Welt stellt die Ausbildung vor neue Herausforderungen: Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität prägen die moderne Arbeitswelt. Um Lernende optimal darauf vorzubereiten, reicht reines Fachwissen nicht mehr aus. Das 4K-Modell – Kreativität, Kritisches Denken, Kollaboration und Kommunikation – bietet einen Ansatz, um Auszubildende fit für die Zukunft zu machen. Der Beitrag zeigt, wie diese Kompetenzen in der Ausbildung gefördert werden können.
Ein erfahrener Facharbeiter erklärt einem Auszubildenden eine technische Komponente in einer modernen Produktionsumgebung. Beide tragen graue Poloshirts und arbeiten gemeinsam an technischen Zeichnungen, während im Hintergrund eine CNC-Maschine zu sehen ist.

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Wir alle profitieren täglich vom rasanten technischen Fortschritt der modernen Welt. Von KI-Chatbots bis zum Smart Home – Effizienz und Optimierung prägen unsere Zeit. Dieser Wandel bringt Herausforderungen mit sich – nicht nur im privaten, sondern auch im (Aus-)Bildungsbereich. Wie hat sich die Welt verändert, wie verändert sie sich, und wie können – sollten – müssen sich Berufsschulen und Ausbilder/-innen anpassen?

VUKA: Die neue Realität in Bildung und Beruf

Der Begriff VUKA-Welt (original: VUCA) beschreibt die Rahmenbedingungen und Herausforderungen, die sich aus den Entwicklungen der Digitalisierung ergeben. Diese vier zentralen Merkmale, die das Akronym bilden, sind:
Volatilität: Unsere Welt ist durch schnelle und unvorhergesehene Veränderungen geprägt, die durch äußere Einflüsse wie Marktbewegungen, technischen Fortschritt oder politisches Geschehen verursacht werden.
Unsicherheit: Gegenwärtige Geschehnisse, und damit auch zukünftige Entwicklungen, sind daher auch schwieriger vorherzusehen und kommen so oft überraschend.
Komplexität: Da Phänomene des Weltgeschehens heutzutage vielschichtige Zusammenhänge mit zahlreichen unterschiedlichen Einflussfaktoren haben, sind Ursache-Wirkungs-Beziehungen schwer ersichtlich.
Ambiguität: Zunehmende Komplexität und Unplanbarkeit führen zu mehr Widersprüchen, größeren Interpretationsspielräumen und dem Wegfall eindeutiger Problemlösungen.

Veränderungen in der Arbeitswelt

Wir teilen Arbeit gleichmäßig konkreten Prozessen und Abteilungen zu, die auftretende Probleme ohne Weiteres identifizieren, isolieren und beheben? Diese Logik, dieses mechanistische Weltbild lässt sich nicht mehr auf unsere sich stark verändernde, unsichere, komplexe und widersprüchliche Welt anwenden (Jakob 2019). Das schlägt sich natürlich auch im (Berufs-)Schulsystem nieder: Heutzutage braucht es Kompetenzen, die den Lernenden ermöglichen, gemeinschaftlich komplexe Probleme mit kreativen Ansätzen zu lösen – Probleme, die sich aus noch unbekannten Entwicklungen ergeben werden, die wir also nicht absehen und auf die wir uns daher auch nicht vorbereiten können.

Was heißt das konkret für den Arbeitsmarkt? Berufsbilder wechseln – manche Jobs fallen weg, andere kommen hinzu. Karrierewege sind sprunghafter und weniger linear. Es mangelt an Fachkräften, und Unternehmen haben Probleme, diese zu halten. Ständig werden in Betrieben neue Technologien eingeführt, in die es sich einzuarbeiten gilt. Es ist also durchaus sinnhaft, in der Ausbildung nicht nur Wissen in einem konkreten Fachbereich, sondern auch vermehrt Problemlösungsfähigkeiten und Flexibilität anzuregen, um die zukünftigen Arbeitnehmer auf verschiedenste berufliche Veränderungen vorzubereiten.

Das 4K-Modell: Kompetenzen für die Zukunft

Um die Auszubildenden optimal auf die Herausforderungen der dynamischen VUKA-Welt vorzubereiten, braucht es ein Kompetenzmodell, welches auf ständig neue Impulse zugeschnitten ist. Denn: Wenn die Realität sich kontinuierlich verändert, muss das Bildungssystem flexibel auf diese Veränderungen reagieren.


Das 4K-Modell stellt die Kernkompetenzen modernen Lernens dar.
Kreativität: Es geht darum, in neuen Ansätzen und auf alternativen Wegen zu denken und zu lernen.
Kritisches Denken: Auszubildende sollten dazu angeregt werden, selbstständig zu denken, Situationen einschätzen zu lernen und daraus Schlüsse zu ziehen. So lassen sich komplexe Probleme mit innovativen Lösungen bewältigen.
Kollaboration: Mehr Köpfe, mehr Ideen: Teamwork ist wichtiger denn je. Azubis sollten dazu ausgebildet werden, mit anderen zusammen denken und lernen zu können.
Kommunikation: Mit den eigenen Ideen und Denkprozessen präsent zu sein und diese mitteilen zu können, ist ebenfalls eine zentrale Kompetenz in der modernen Arbeitswelt (Muuß-Merholz 2017).

Wie kann das konkret in der Ausbildung umgesetzt werden?

Problemzentriertes Lernen: Statt isolierte Fachinhalte zu lehren, sollten Lernende komplexe, praxisnahe Herausforderungen lösen.
Agiles Denken fördern: Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und eigenverantwortliches (lebenslanges) Lernen sollten im Mittelpunkt der Kompetenzvermittlung stehen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit unterstützen: Als Ausbilder/-in sollten Sie Teams aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammenbringen, um ganzheitliche Lösungen zu entwickeln.
Digitale Tools nutzen: Wenn E-Learning-Einheiten, kollaborative Plattformen und Simulationen in den Unterricht integriert werden, wird die Motivation und digitale Kompetenz der Azubis gesteigert.

Wie kann man außerdem auf die Herausforderungen der VUKA-Welt reagieren? Teilen Sie gern Ihre Strategien und Erfahrungsberichte in den Kommentaren unter diesem Beitrag!

Quellen:
Jakob, Marco (2019): Schule in einer VUCA-Welt. Abrufbar unter https://www.marcojakob.blog/schule-in-einer-vuca-welt/ ↗ [zuletzt aufgerufen am 04.02.2025].
Muuß-Merholz, Jöran (2017): Die 4K-Skills: Was meint Kreativität, kritisches Denken, Kollaboration, Kommunikation? Abrufbar unter https://www.joeran.de/die-4k-skills-was-meint-kreativitaet-kritisches-denken-kollaboration-kommunikation/ ↗ [zuletzt aufgerufen am 05.02.2025].

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