BDA Arbeitskreis: Demokratie beginnt im Ausbildungsalltag

Beim BDA-Arbeitskreis stellten wir zwei Projekte vor, die zeigen, wie Demokratieförderung in der Ausbildung gelingen kann: „Politische Bildung – Innovativ!“ nutzt Gamification für politische Bildung an Schulen, „AusbildungsKompetenz+“ stärkt individuelle und demokratische Kompetenzen in der beruflichen Bildung. Fazit: Demokratie muss im Ausbildungsalltag erlebbar sein.

verfasst von Anne Gscheidlen

Wie können junge Menschen während ihrer Ausbildung nicht nur fachlich, sondern auch demokratisch gestärkt werden? Diese zentrale Frage stand im Mittelpunkt unserer Teilnahme am Arbeitskreis Berufsbildung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie am 05. Mai 2025 in Berlin.

Im Rahmen eines Best-Practice-Workshops stellten wir unsere Erfahrungen aus zwei wegweisenden Projekten bzw. Projektvorhaben vor, die eines gemeinsam haben: Sie zeigen, wie Demokratieförderung in der beruflichen Bildung konkret, praxisnah und wirksam gestaltet werden kann. 

Mit dabei waren: 

  • das Projekt „Politische Bildung – Innovativ!“ 
  • das mit dem Hermann-Schmidt-Preis 2024 ausgezeichnete Projektvorhaben „AusbildungsKompetenz+ – Initiative für individuelle Förderung und Demokratiekompetenz“

Uns war es besonders wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie politische Bildung, Wertevermittlung und individuelle Förderung zusammenwirken können – und warum Demokratieförderung in der Ausbildung kein Zusatzangebot, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil erfolgreicher Fachkräftesicherung ist. 

Mehr als ein Nice-to-have: Politische Bildung als Zukunftskompetenz 

Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene ist ein Erstarken demokratiefeindlicher, rechter Bewegungen zu beobachten. Bei der Sächsischen Landtagswahl 2024 und der Bundestagswahl 2025 zeigten unter anderem die Ergebnisse der U18-Wahlen, dass auch viele junge Menschen entsprechende Parteien wählen (Q1; Q2; Q3). Gleichzeitig wird die Gruppe der Auszubildenden vielfältiger: So stieg 2023 die Zahl der Azubis mit ausländischer Staatsangehörigkeit um 11,1 % im Vergleich zum Vorjahr – besonders deutlich in sozialen und gesundheitlichen Berufen.

Viele junge Menschen haben bislang kaum Berührungspunkte mit aktiver demokratischer Mitbestimmung im Schul- und Ausbildungsalltag. Räume für freie Meinungsäußerung und konstruktive Diskussion fehlen häufig. Politische Bildung erscheint ihnen daher oft abstrakt und lebensfern, demokratische Prozesse wirken intransparent. Diese Erfahrungen können zu Desillusionierung und Politikverdrossenheit führen – und im schlimmsten Fall zu politischer Radikalisierung.

All das unterstreicht die Bedeutung demokratischer und sozialer Kompetenzen. Dazu gehören auch interkultureller Kompetenzen zur Schaffung einer toleranten und demokratischen Ausbildungs- und Arbeitsumgebung. Auch Medienkompetenz spielt eine zentrale Rolle in der politischen Bildung: Denn soziale Medien sind heute eine der Hauptinformationsquellen junger Menschen – und gleichzeitig anfällig für Desinformation. Deshalb ist ein kritischer Umgang mit Filterblasen und Echokammern wichtiger denn je. 

Unser Fazit: Demokratie muss erlebbar sein – und das bereits in der Ausbildung.

Aus der Praxis für die Praxis: Unsere Projekte für Demokratiekompetenz in Schule und Ausbildung 

  • Politische Bildung – Innovativ 

Das Projekt nutzt Gamification-Ansätze, um politische und Demokratiebildung lebensweltnah in (Berufs-)Schulen zu verankern. Zielgruppen sind Schüler/-innen ab Klasse 8 sowie Auszubildende. Im Rahmen ein- oder zweitägiger, kostenloser Projekttage werden ein didaktischer, mobiler Escape Room und begleitende Workshops angeboten. Die Teilnehmenden setzen sich spielerisch mit Themen wie Demokratie​, Grund- und Menschenrechten​, Mitbestimmung, Teilhabe​ und Fake News auseinander. Der spielerische Zugang macht die Inhalte emotional erfahrbar, fördert Teamarbeit und stärkt die Selbstwirksamkeit. Denn Gamification verbindet Teambuilding mit erlebbaren Inhalten und macht politische Bildung niedrigschwellig und praxisnah zugänglich.

  • AusbildungsKompetenz+ – Initiative für individuelle Förderung und Demokratiekompetenz 

Das 2024 mit dem Hermann-Schmidt-Preis ausgezeichnete Projektvorhaben richtet sich an Auszubildende, arbeitsmarktnahe junge Menschen und Teilnehmende von Berufsbildungsmaßnahmen – insbesondere mit Migrationsgeschichte, negativen Bildungserfahrungen oder geringer Vorbildung. Ziel ist es, berufliche, soziale und demokratische Kompetenzen zu stärken und individuelle Lernlücken zu schließen. Dafür steht eine barrierearme, digitale Lernplattform zur Verfügung, die gamifizierte, mehrsprachige und mediendidaktisch aufbereitete Inhalte bietet. Diese sind flexibel in Berufsschule und Betrieb einsetzbar. Die Plattform kombiniert Eingangsdiagnostik, individuelle Lernpfade und Praxismaterialien. Für die (sächsische) Wirtschaft bietet die Umsetzung des Projekts mehrere Vorteile: Das Ausbildungspersonal würde durch die adaptive Lernbegleitung stark entlastet werden. Indem Grundkompetenzen niedrigschwellig gefördert werden, sichert man langfristig wertvolle Fachkräfte. Außerdem können demokratische Handlungskompetenzen vermittelt werden, die zu einem stabilen betrieblichen Ausbildungsumfeld beitragen.

Best Practice und Austausch trifft Berufsbildungspolitik: Unser Workshop im Arbeitskreis Berufsbildung 

Im Rahmen des Workshops präsentierten wir sowohl das Projekt als auch das Vorhaben vor Vertreter/-innen zahlreicher Wirtschafts- und Branchenverbände sowie Unternehmen. Die Resonanz war groß, viele Fragen wurden diskutiert: Wie kann man das deutsche Demokratiesystem für ausländische Azubis greifbar machen? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Unternehmen? Wie kann demokratische Kultur auch in Unternehmen gefördert werden? Im Dialog wurde deutlich: Es lohnt sich, schon vom Berufseinstieg an in demokratische Kompetenzen zu investieren – auch wenn man erst langfristig ein positives Ergebnis sieht.  

Fazit: Demokratie braucht Räume – auch in der Ausbildung 

Insgesamt zeigten die Teilnehmer der Veranstaltung großes Interesse an dem Best-Practice-Projekt „Politische Bildung – Innovativ!“ und dem innovativen Projektvorhaben „AusbildungsKompetenz+“. Die große Resonanz zeigt, wie groß das Interesse an praxisnaher Demokratieförderung in der Ausbildung ist. Viele Fragen konnten geklärt werden, neue Impulse wurden gesetzt: Wie geht man damit um, dass Azubis unterschiedliche Grade von selbstgesteuertem Lernen aufweisen? Wie lässt sich demokratische Bildung nachhaltig in Institutionen verankern? Wie fördert man insbesondere ausländische Azubis? Diese und weitere Punkte werden die Projektteams bei der Entwicklung von „AusbildungsKompetenz+“ und der Weiterentwicklung von „Politische Bildung – Innovativ!“ mitnehmen.

Lust auf mehr? Unsere Projekte zum Weiterlesen 

https://www.bsw-pas.de/projekte/politische-bildung-innovativ

Quellen:

Q1: https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2025-02-23-BT-DE/umfrage-ostdeutschland.shtml

Q2: https://www.tagesschau.de/wahl/archiv/2025-02-23-BT-DE/umfrage-alter.shtml

Q3: https://wahlen.u18.org/wahlergebnisse/bundestagswahl

Fotos vom Veranstaltungsraum des BDA Arbeitskreises von Anne Gscheidlen

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